Manchmal trifft man einfach zur richtigen Zeit auf den richtigen Menschen. Dass manche Begegnungen das eigene Leben komplett umkrempeln können, kann Jeanah Nomelli bestätigen. Auf Facebook erzählt die US-amerikanische Sanitäterin von einer Begegnung, die sie nie vergessen wird:
Eines Tages begegnete Jeanah an einer Tankstelle einem zerlumpten Obdachlosen, der im Müll nach Pfandflaschen suchte. Sie kam mit ihm ins Gespräch und erfuhr seine traurige Lebensgeschichte: „Er erzählte mir, dass seine Frau unerwartet verstorben sei und er nach diesem Verlust ein einziges Mal Heroin genommen habe und abhängig geworden sei. Er verlor seine Wohnung und seinen Job als Folge seiner Sucht.“
Das harte Schicksal von Will Levens, so der Name des Obdachlosen, ging Jeanah nahe. Sie spürte, dass Will das Herz am rechten Fleck trug und eine zweite Chance verdient hatte. Mit der Zeit entstand zwischen den beiden eine Freundschaft. „Ich mochte ihn mehr als meinen damaligen Partner und freute mich, ihn so oft zu sehen, wie ich konnte“, erzählt Jeanah. „Wir halfen uns gegenseitig durch harte Zeiten, indem wir uns Rat schenkten. Dann war er eines Tages plötzlich verschwunden. Ich sah ihn nicht wieder …“
Von einem Tag auf den nächsten war Will spurlos verschwunden. Jeanah sorgte sich sehr um ihren Freund und fürchtete, dass ihm etwas Schlimmes passiert sein könnte. Doch dann, rund 14 Jahre später, erlebt sie eine Überraschung: An einer Tankstelle steht Will plötzlich vor ihr.
„Er wartete vor der Toilette auf mich. Mit Tränen in den Augen fragte er, ob ich mich an ihn erinnerte. Es dauerte ca. zwei Sekunden, bis ich ihn erkannte: Es war mein Will! Er wurde nostalgisch und erinnerte mich an ein Paar Stiefel und eine Jacke, die ich ihm geschenkt hatte, damit er nicht erfriert. Ich hatte ihm auch 7 Dollar gegeben, damit er sich seinen Personalausweis zurückholt – unter dem Versprechen, dass er das Geld nicht für Drogen ausgeben würde. Er hat sein Versprechen gehalten! Er hat seinen Ausweis geholt, einen Job und eine Frau gefunden und ist endlich glücklich. Wir weinten Rotz und Wasser inmitten des Geschäfts und baten den Angestellten, ein Foto von uns zu machen.“
Als Sanitäterin hat Jeanah häufig mit Abhängigen zu tun und kennt das Leid, das Drogen verursachen. Dass ihr verschollener Freund sich aus diesem Sumpf befreien konnte, macht sie stolz und glücklich zugleich. Als sich die beiden Freunde schließlich voneinander verabschieden, versprechen sie einander, sich nicht wieder aus den Augen zu verlieren und sich regelmäßig zu treffen. Das Foto von dem ergreifenden Wiedersehen teilt Jeanah im Internet und versieht es mit einer persönlichen Bitte:
„Ich wollte diese Geschichte teilen, weil sie zeigt, wie wichtig es ist, gütig zu sein. Das kann jemandes Leben ändern. Du wirst es vielleicht nie erfahren, aber Will ist der Beweis dafür. Sei gütig in allem, was du tust!“ Hoffentlich inspiriert die Geschichte von Jeanah und Will viele andere Menschen dazu, gütiger und herzlicher miteinander umzugehen.
Vorschaubild: © Facebook/Jeanah Nomelli