Wie man aus der Not eine Tugend macht, beweist ein 35 Jahre alter Kanadier aus der Provinz Alberta. Vor ein paar Jahren leitete Keenan Holcombe einen Landschaftsbaubetrieb in der Großstadt Calgary, der leider inmitten der Pandemie in Konkurs ging. Während dieser Zeit klopfte bei ihm aber eine ungewöhnliche Gelegenheit an der Tür.
Es begann mit einer Nähmaschine
„Meine Mutter wollte ihre Nähmaschine loswerden und fragte, ob ich sie haben wolle. Ich sagte Ja, nahm sie und fing an, ein paar Sachen zu nähen – eine Brieftasche, einen Kapuzenpulli, der nicht so toll war“, erzählt er.
„Ich hatte in der Schule Nähunterricht. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich damals einen Hacky-Sack genäht. Aber das war vor 10 oder 15 Jahren. Seitdem hatte ich nichts mehr genäht. Deshalb schaute ich mir ein paar YouTube-Videos an und nahm das als Grundlage.“
Erste Projekte: das Hobby wird zum Geschäft
Seine ersten Projekte bestanden darin, etwas Altes in etwas Neues zu verwandeln. Ein T-Shirt, das er von seiner Freundin geschenkt bekam und später im Trockner eingelaufen war, wurde zu einer Brieftasche. Decken aus örtlichen Secondhand-Läden wurden zu Kapuzenpullis und Jacken umfunktioniert.
„Das war der Zeitpunkt, an dem ich süchtig nach Trödeln wurde. Mir gefällt der Aspekt, etwas, das jemand weggeworfen hat, in etwas zu verwandeln, das andere Menschen zu schätzen wissen.“
Das Nähen war für Keenan zunächst ein Hobby. Doch bald regnete es Aufträge, als immer mehr Freunde ihn baten, auch für sie etwas zu nähen.
„Plötzlich fragten meine Freunde: ‚Hey, kannst du mir etwas schneidern?‘ Also traf ich eine Abmachung mit mir selbst: Wenn ich im ersten Monat mit dem Verkauf von meinen selbstgenähten Kleidungsstücken so viel Geld verdiene wie im Landschaftsbau, dann bleibe ich dabei.“
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Keenan gründete das Unternehmen „Rye Dylan Reworks“ – musste aber zunächst einige Anfangsschwierigkeiten überwinden. Doch trotz vieler Versuche und Fehlschläge ließ sich der junge Unternehmer nicht von seinem Ziel abbringen, und das zahlte sich aus: Schon einen Monat später hatte er nämlich mehr verdient als in seinem vorherigen Job!
Nostalgie und Nachhaltigkeit
Die Palette der Produkte reicht inzwischen von Hüten und Skimützen für 15 Dollar (ca. 13,50 Euro) bis hin zu Schlafsackjacken für 500 Dollar (ca. 450 Euro). Alle seine Produkte haben jedoch eines gemeinsam: Sie bestehen aus purer „Nostalgie“, also aus Dingen, die den meisten Käufern noch aus ihrer Kindheit bekannt sind. Aus einem alten Schlafsack mit Aladdin-Motiv näht Keenan zum Beispiel einen schicken Hoodie.
Keenan gehört selbst der Generation Y oder den „Millennials“ an, die ca. zwischen 1985 und 1995 geboren wurden. Der 35-Jährige sagt, dass er sich am meisten zu Decken und T-Shirts mit Figuren aus den Serien und Filmen hingezogen fühle, mit denen er aufgewachsen sei – wie Pokémon, Dragonball Z und Rugrats.
Ihm selbst fehlt aber noch eine nostalgische Marke auf seinem Wunschzettel für Trödel: „Etwas, nach dem ich schon lange suche und das online absurd teuer ist, ist alte ‚Gänsehaut‘-Bettwäsche oder -Schlafsäcke. Auf eBay zahlt man zwischen 400 und 500 Dollar für ein Bettlaken.“
Für Keenan geht es aber weniger um den Wert als um die Nostalgie: „Es ist cool, Dinge zu sehen, die ich als Kind hatte und sie in etwas völlig Neues zu verwandeln. Es ist eine Möglichkeit, ein Stück der Kindheit immer bei sich zu tragen.“
Schön gesagt! Vermutlich geht es sehr vielen Menschen ähnlich, die in den 80er- und 90er-Jahren aufgewachsen sind und sich bei frühen Pokémon-Motiven oder anderen alten Serien sofort in ihre Kindheit zurückversetzt fühlen. Wie schön, dass Keenan mit seinem neuen Beruf seinen Kunden dieses schöne Gefühl ermöglicht.
Quelle: people
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